Susan wusste, dass sie etwas für ihren Körper tun musste, denn Bewegung, Tanz, Musik, Kunst, Schach und geistreiche Gespräche waren essenziell, um Parkinson zu begegnen. In John fand sie einen leidenschaftlichen Tänzer. Er zeigte ihr Rock 'n' Roll, und bald tanzten sie auch Tango. Tango mochte Helmut gar nicht, und so widmeten sich Susan und John fast jeden Abend diesem Tanz. Die Eleganz und die kraftvolle Hingabe, die im Tango steckte, gaben Susan neuen Mut und halfen ihr, Helmut für einige Zeit zu vergessen.
Mit Aljoscha lernte Susan das Angeln. Sie standen oft gemeinsam am Seeufer, und Aljoscha zeigte ihr geduldig, wie man die beste Technik anwendet, um Fische zu fangen. "Es geht nicht nur um den Fisch," sagte Aljoscha oft, "es geht darum, geduldig zu sein und den Moment zu genießen." Diese ruhigen Stunden halfen Susan, ihre innere Unruhe zu lindern.
Wolfgang hingegen war der Ruhepol der Gruppe. Er liebte Musik, besonders Rockmusik. Oft saßen Susan und die neue Gemeinschaft zusammen in einer der Bibliotheken, legten Schallplatten auf und hörten Klassiker von Led Zeppelin, Pink Floyd und Deep Purple. Die kraftvollen Gitarrenriffs und tiefen Texte halfen Susan, ihre Gedanken zu ordnen und die innere Unruhe zu überwinden. Wolfgang zeigte ihr, wie Musik ein Tor zu innerem Frieden und Selbstentfaltung sein konnte, und Susan lernte, die heilende Kraft der Klänge zu schätzen.
Bruno war der Schachspieler der Gruppe, ein ruhiger und besonnener Mann, dessen Strategie und Geduld Susan beeindruckten. Er saß oft stundenlang mit einem Mitpazienten über dem Schachbrett, vertieft in die komplexen Züge des Spiels. Bruno zeigte Susan, wie Schach nicht nur ein Spiel, sondern auch eine Lebensschule war. Die Konzentration und die Fähigkeit, mehrere Schritte vorauszudenken, halfen Susan, ihre Gedanken zu ordnen und ihren Geist zu schärfen. Doch Bruno war nicht nur ein Schachspieler; er kämpfte auch mit einer anderen, viel dunkleren Last – seiner Sexsucht. Diese Sucht plagte ihn und war eine ständige Versuchung, die ihn nicht losließ. Bruno sprach offen mit Susan darüber und erklärte, wie das Schachspiel ihm half, sich auf etwas anderes zu konzentrieren und einen klaren Kopf zu behalten. "Es ist wie eine Therapie", sagte er oft. "Schach fordert meinen Verstand und lenkt mich von den dunklen Gedanken ab."
Die Spaziergänge und gemeinsamen Aktivitäten wurden zu einem festen Ritual, einer Zeit der Gemeinschaft und des Austauschs. Sie lachten, weinten und teilten ihre Geschichten. Jeder von ihnen trug seine eigenen Lasten, doch gemeinsam fühlten sie sich stark und unterstützt. Susan war erstaunt, wie schnell sie diese Menschen in ihr Herz geschlossen hatte und wie sehr sie ihnen halfen, sich selbst zu heilen.
Susan wusste, dass der Weg zur mentalen Heilung und Helmut in Schach zu halten noch lang war, aber sie hatte gelernt, dass sie ihn nicht alleine gehen musste. Mit der Unterstützung von Dr. Eden und ihren neuen Freunden war sie bereit, diesen Weg fortzusetzen.
Susan entschloss sich, ihren neuen Freunden etwas zurückzugeben. Sie las ihnen vor, teilte Geschichten und Erzählungen, die sie inspirierten und ermutigten. Es war nicht nur eine Ablenkung, sondern eine Möglichkeit, ihre Gedanken und Ängste auszudrücken. Sie erzählte von Helmut, ihrem Namen für die Krankheit, und wie sie ihn herausforderte und ihm die Stirn bot. Sie teilte ihre Sorgen und Hoffnungen und zeigte ihnen, dass sie trotz ihrer Ängste und Zweifel die Kontrolle über ihr Leben behalten wollte.
Eines Tages, als Susan gerade nicht hinsah, wurde für sie eine Lesung organisiert. Es war eine Überraschung, bei der viele Menschen zusammenkamen – sowohl Patienten als auch ihre Angehörigen.
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