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1.4. Der Stille Kampf beginnt

Aktualisiert: 23. Juni



In einem Moment der tiefen Verzweiflung wandte sie sich an Helmut Parkinson persönlich: "Wer bist du eigentlich? Was habe ich dir getan?" Doch Helmut schwieg nur und zeigte ihr mit einem mitleidigen Blick seine unerbittliche Präsenz, die Susan wütend machte. Glaubst du wirklich, du bekommst mich damit, du Mopp?


Trotz allem beschloss Susan, sich nicht geschlagen zu geben. Mit einem Funken Entschlossenheit in den Augen schwor sie sich, diesen Kampf gegen Parkinson zu gewinnen - koste es, was es wolle. Helmut mochte stark sein, aber Susan war bereit, noch stärker zu sein. Und so begann ihr Kampf gegen den unsichtbaren Feind, der sich in ihrem eigenen Körper verbarg. Ein Kampf, der von nun an jeden Tag ihr Leben bestimmen würde.


Sie war noch nicht soweit die richtigen und geschweige denn die wichtigen Dinge tun. Sie hatte Panikattacken, wenn ihr Menschen begegneten und die Tätigkeiten, die sie ausführte zu viel wurden. Gelinde gesagt völlig überfordert mit der Situation. Tabletten hatte sie früher nie nehmen müssen, warum auch. Susan lebte nach dem Motto „Ich bin nicht krank“.


Man gab ihr zu verstehen, dass sei von nun an eine Tablettendose mit sich führen muss. Von wegen, was soll denn das. Ich und Tabletten, niemals. Wie kann man das in Kunst umsetzen? Da gab es doch was…. Diese Gedanken brauchten noch eine Weile damit sie in die Tat umgesetzt werden sollten.


Ihr Mann hatte sich in den Kopf gesetzt stark für sie beide zu sein.

Ihr Mann unterstützte sie, wo er konnte, ließ aber keinen Raum für Mitleid. Für ihn war klar: „Susan, wir gehören zusammen. Was gibt es da noch zu reden?“ Er bestand darauf, dass sie an ihren Aufgaben festhielt. In seinen Augen sollte sich nichts ändern. Egal, ob es um die alltäglichen Pflichten ging oder um ihre Hobbys, er wollte, dass Susan so viel wie möglich selbst bewältigte. Er half ihr bei allem, was sie brauchte, aber er forderte sie gleichzeitig heraus. Er weigerte sich, sie in Watte zu packen oder sie zu schonen. Stattdessen motivierte er sie, sich trotz der Schwierigkeiten den Herausforderungen zu stellen und ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen.


Um ihre Gedanken zu ordnen und etwas Luft zu bekommen, begann Susan, in einem Blog über ihren personifizierten Helmut zu schreiben – und über die imaginäre Harley, die sie selbst verkörperte.


Ich heiße Harley und rette mich gerade selbst. ER NERVT!


Er ist unattraktiv und stört meinen Seelenfrieden!  Über sein Aussehen kann ich nur so viel sagen - Helmut halt.  Mitte vierzig hat man eben noch kein Rücken, kraftlose Hände, langsame Gangart, Geistesschwäche und die restlich gefühlten Krankheiten. Wie alt er ist, kann ich Euch nicht wirklich sagen, schätzen würde ich auf 100 nervige Jahre. Jedenfalls, ich traf ihn genau an einem Valentinstag 2022. Ohhh man, der Tag der Liebe; wie soll ich denn jetzt diesen bisher besonderen Tag in unser aller Leben wieder als romantischen Tag erwecken? So Sinnbefreit!  Jedenfalls, war es ein kühler Morgen und trotz dessen schien die Sonne schon hoch am Horizont. Denn die Sonnenbrille war damals meine Rettung. Helmut schaute mich damals schon mit wissendem und humorlosen Blick an. Der Blick des Helmuts, der unserer aller bedeutenden und wissenden Landesväter. Nicht das ich, was gegen diese hätte, ganz im Gegenteil.  Ich bekam an diesem Tag die Aufgabe, mich um ihn zu kümmern. Welch ein Irrsinn!  Helmut und ich? Das kann nicht gutgehen! Aber ich dachte, er bleibt nur für ein paar Tage. Von wegen, die drei Tage sind herum. Trotz meiner Ignoranz ihm gegenüber bekomme ich ihn nicht mehr los - wie Kaugummi in meinem Haar. Er hängt wie eine Klette an mir und ich muss ihn wohl dulden, ob ich es nun will, oder nicht. Aber nicht nur ich, der Rest von meinen Lieben auch, die dabei zusehen, wie er Spiele mit uns allen treibt und letzten endlich auch mit der Erscheinung lernen und leben müssen. Ich kann nicht still halten und meinen Mund halten, das war noch nie meine Stärke. Wie immer muss ich kämpfen und ihn für die Menschen da draußen outen.  Was bleibt mir übrig, außer über diesen Helmut zu schreiben.


 Tief in Inneren wusste sie, dass Helmut ihr helfen muss, auch wenn sie es noch nicht akzeptieren kann. Es ist an der Zeit, sich selbst zu retten, mit Hilfe von Helmut und ihrer eigenen Stärke. Und so begann ihr Kampf gegen die Panikattacken und die Überforderung, ein Kampf, den sie nicht alleine bestreiten muss. Aber die Erkenntnis kommt erst viel später.


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3 comentarios

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gannp
23 jun

Sarkasmus ist das Schwert der Intellektuellen

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gannp
23 jun

Meine Liebe - einfach, direkt, gradlinig, glasklar und sofort gelöst - das gab's bei dir doch noch nie, oder?! Gedulde dich und verarbeite deine Kapitel =)

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Contestando a

Welch ein Irrsinn - was nützen mir die wunderbaren Tugenden, wenn mir die Geduld fehlt. Ich werde mich dennoch bemühen, wie immer;-)

Man könnte es auch mit der Aussage mit der Psychologin, Dr. J.M. Perkins (gespielt von Bette Midler in „Was Frauen wollen“) vergleichen.


„Wenn Männer auf dieser Welt denken, dass sie alles besser machen können, sollten sie das mal versuchen: Versuchen Sie, in einer Welt zu leben, in der Sie hören, was Frauen denken. Das ist die letzte Bastion der männlichen Kontrolle. Das ist wie die Hölle auf Erden.“


Für mich ist die Aussage mit meiner Geduld zu vergleichen und bringt zum Ausdruck, dass die Fähigkeit, die Geduld zu üben, sowohl eine ungewöhnliche als auch herausfordernde Erfahrung für mich…

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