Der Tag fängt schon gut an. Es regnet in Stricke.
Was soll das? Ich habe noch nicht einmal meinen erbärmlichen schwarzen Kaffee zu mir genommen und spüre seine Blicke.
Wie er mich anschaut, mit seinem verkrampften Mund, ich hasse ihn. Er läuft unkoordiniert und mit zittrigem Gang. Lass mich bloß in Ruhe!
Jetzt muss ich ihn auch noch zur Ergo Therapie schleppen.
In einem riesigem, unpersönlichen und Menschen abfertigendem Ort. Soll er doch...
Normal ist der Termin an einem Mittwoch, aber dieser musste auf Freitag verschoben werden. Die Menschen, die er heute dort traf, sollten ihm wohl begegnen. So wie er da saß, erst locker und dann immer wütender wurde, hatte ich fast Mitleid mit ihm. Warum muss man mir das ausgerechnet heute alles zeigen? Es waren erst nur die Gedanken, dann Worte, die auf ihn wirkten und dann kam das Sehen. Ein Mann, der Sprachübungen machte und eine Frau, die genauso bedeppert lief wie er. Was will man mir damit sagen, brummte er vor sich hin. Für ihn war das hart, sitzen zu bleiben.
Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen. Er wusste ja nicht, dass Johanna ihm begegnete. Das war auch der Auslöser, über Helmut zu schreiben. Johanna stellte ihm sehr kluge Fragen. Helmut lässt sonst niemanden an sich ran. Vermeintlich glaubt man es, aber ich weiß es besser.
Die Fragen von Johanna waren nicht außergewöhnlich, aber niemand zuvor stellte sie ihm.
Verstehst du dich selbst? Verstehen dich andere? Wer bist du und was macht dich aus? Alles Fragen, die er beantworten konnte. Wenn ich sie mir vor zwei Jahren gestellt hätte, hätte ich es nicht gewusst. Aber Helmut ist Helmut und dann prahlte er von seinem letzten Erlebnis. Wie peinlich kann man nur sein? Vor 14 Tagen fuhr er für eine Woche weg.
Ich war damals so froh, der Zausel war weg und ich frei…. Ich war so was von frei.
Aber kommen wir auf Helmut zurück. Er vergaß, seine Tabletten mitzunehmen. Oh man, ständig rief er mich an und sollte ihm helfen. Von wegen, du kannst mich mal. Er hatte zum Glück ein Rezept mit Tabletten für seine Koordination in der Bewegung und der Lahmarschigkeit dabei, die er nach einigen Tagen wieder zu sich nahm.
Das schlimme war für ihn das Erlebnis mit der geistreichen Apotheke, die ihren Laden nicht im Griff hatten und bei denen es um Tage handelte, bis er diese Tabletten nehmen konnte. Dazu kam noch die Trostlosigkeit.
Am Anfang fand Helmut es toll, er ist ja nicht krank. Aber bald merkte er jedoch seine Verwandlung.
Helmut saß vor Johanna und war so unglücklich. Die Tränen liefen. Nicht das er sich bemitleidete, sondern eher ratlos und sehr traurig. Die Traurigkeit übermannt ihn in letzter Zeit sehr oft und ich schaue nur zu.
Bis später
Harley
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